Nepal 24.03.2019 – 19.04.2018
Norbert, Chef von nepalwelt-trekking konnte mich im Frühherbst 2018 relativ schnell dazu überreden, im Frühjahr 2019 noch einmal nach Nepal mit zu fliegen, um an einer außergewöhnlichen sowie anspruchsvollen Trekkingtour zum Basislager des Kanchenjunga teilzunehmen.
Der Kanchenjunga – bei deutschen Bergsteigern oft nur Kantsch genannt - ist mit 8586 Metern der dritthöchste Berg der Erde und der am östlichsten gelegene Achttausender. Er ist aber auch der einzige Achttausender, bei dem außer dem Hauptgipfel noch drei weitere Gipfel eine Höhe von mehr als 8.000 Metern erreichen.
Über seinen Gipfeln verläuft die Grenze zwischen Nepal und dem indischen Bundesstaat Sikkim.
Der Name Kanchenjunga selbst stammt aus dem Tibetischen und besteht aus den vier Wörtern “gangs” für Schnee “chen” für groß “mdzod” für Schatzkammer und “Inga” für fünf und kann somit als “Die fünf Schatzkammern der großen Schnees” übersetzt werden. Damit sind entweder die fünf Gipfel oder die fünf Hauptgletscher des Berges gemeint.
Im Gegensatz zu 2018 würde es diesmal also eine ziemlich sportliche, ursprüngliche Tour in den Osten Nepals werden.
Übernachten würden wir in einfachen “Tourist Guesthouses” bzw. sehr, sehr einfachen Lodges, wie Norbert immer wieder betonte.
Hatte ich vergangenes Jahr noch hin und her überlegt, ob ich mir einen teuren, warmen Outdoorschlafsack zulegen sollte oder nicht, war das jetzt keine Frage mehr.
In den letzten Wochen hatte ich bereits des Öfteren darüber sinniert, ob dieser Trip vielleicht auch mein persönlicher Jakobsweg werden würde.
Im Internet ist immer wieder zu lesen,der Kanchenjunga Trekk wäre einer der erstaunlichsten Abenteuer der Welt. Dementsprechend wurde ich von Tag zu Tag vor der bevorstehenden Tour nervöser und nervöser.
Während rund 100.000 Bergweltbegeisterte jährlich Richtung Annapurna Region und 35.000 Richtung Everest Base Camp unterwegs sind, sieht das Kanchenjunga Gebiet weniger als 1000 Touristen im Jahr.
Das Kanchenjunga-Schutzgebite zählt zu den “Restricted Areas”. D.h. man benötigt stetz eine Trekking-Sondergenehmigung. Individuelles Trekking ist verboten!
Sonntag, 24.03.2019
Am 24.03.2019 war es dann endlich soweit. Das Abenteuer zur 19-tägigen Trekkingtour gen Kanchenjunga began.
Von meinen 30 kg Gepäck war die Hälfte zum Verbleib in Nepal gedacht: ein Teil bestand aus Kinderklamotten und Wanderschuhe, aus denen meine Mädels rausgewachsen waren für die Mädels meines Guides und Freundes Bikas. Der andere Teil bestand aus T-Shirts,die Greuther Fürth gespendet hatte und Norbert unter uns Reisenden aufgeteilt hatte.
Zudem hatte ich einen Laptop für das Kinderheim in Kathmandu, welches sich über den Hilfsverein Himalya Friends finanziert und einen Laptop für den Guide organisiert bzw. über meine Firma gebraucht gekauft.
Meine Familie fuhr mich schwerbepackt zum Nürnberger Flughafen. Krankheitsbedingt fiel Norbert als Reiseteilnehmer kurzfrisitg aus. Sein Arzt hatte es verboten! Dafür ließ er es sich nicht nehmen, uns persönlich vor Ort zu verabschieden.
Planmäßig hob der Flug 1506 – ein Aribus A321, der rund 200 Passagiere fast - von Türkish Airways um 18.20 Uhr nach Istanbul ab.
Landung dort planmäßig um 23.05 Uhr. Der bisherige Flughafen Istanbul-Atatür galt bisher als der größte internationale Verkehsflughafen der Türkei. Mit einem Passagieraufkommen von knapp 68 Millionen Passagieren in 2018 zählte er zu den größten Flughäfen in Europa.
Der neue – in nur 4 Jahren aus dem Boden gestampfte - Istanbul Airport im Norden der Stadt wurde offiziell am 29. Oktober 2018 eröffnet, aber weder fertiggestellt noch umgezogen. Wirklich in Betrieb genommen sollte er nun Anfang April 2019 werden.
Als Prestigeobjekt Erdogans soll dieser Airport in den nächsten 10 Jahren der größe Flughafen der Welt werden, rund 200 Millionen Passagiere jährlich befördern und Dubai Konkurrenz machen. Er umfasst ca. 10.000 Fußballfelder. Damit ist er rund 8 mal so groß wie der alte Flughafen. Über 400 Arbeiter sollen bei seinem Bau ihr Leben gelassen haben.
Weiterflug um 01:45 Uhr mit Flug 726. Airbus A333 ab. Dieser zweistrahlige Langstreckenjet bietet rund 236 Sitzplätze.
Über Istanbul, Ankara, Dubai, Mumbai ging es nach Kathmandu. Hintergrund des rund zweistündigen Umwegs über Mumbai war, dass der Luftraum über dem Grenzgebiet zwischen Indien und Pakistan seit dem 27.02.2019 für den zivielen Luftverkehr gesperrt worden war.
Anlass war ein Zwischenfall im indisch-pakistanischen Grenzgebiet gewesen.
Indische Jagdflugzeuge hatten Luftschläge auf pakistanischem Territorium verübt. Damit wollte Indien Rache für ein Selbstmordattentat auf einen Militärkonvoi im indischen Kaschmir mit über 40 Toten nehmen. Erstmalig seit dem indisch-pakistanischen Krieg von 1971 waren indische Kampfflugzeuge in den von Pakistan kontrollierten Luftraum eingedrungen. Kurz darauf drohte die Situation insofern zu eskalieren, als Pakistan einen indischen Kampfjet abschoss und dessen Piloten gefangen nahm. Die USA, China, Großbritannien, Russland und andere Staaten übten daraufhin Druck auf Indien und Pakistan aus, um die angespannte Lage zwischen den Nuklearmächten zu beruhigen. 4 Monate nach dem Zwischenfall beruhigte sich die Situation, der Luftraum wurde wieder für den Zivilflugverkehr frei gegeben.
25.03.2019
Dementsprechend verspätete Landung in Kathmandu gegen 11:25 Uhr.
Der Buddha stand immer noch da! In gewohnter Weise begrüßt er die Gäste seines Landes schon auf dem Rollfeld. Ich raunte ihm zu: “Hallo,schön dich wieder zu sehen!”
Diesmal stand ich gleich in der richtige Schlange, um schnellst möglichst einreisen zu können. Einmal blond reicht! Wobei ich könnte ja im Nachhinein sagen: Blondine hat auf Anweisung einer Schwarzhaarigen gehört, gell Walli!
Herzliche Begrüssung und großes Hallo durch Prasanta Regmi, den Leiter des nepalwelt-trekking Büros in Kathmandu und seinen Mitarbeiter Hari Regmi. Wir sind 8 Reiseteilnehmer, ein Hauptguide, ein Assitsentguide und 5 Porter.
Ich hatte Norbert versprochen, eine junge Frau, die mit einer anderen Gruppe eine andere Tour unternehmen würde und die ersten Tage in einem anderen Hotel wohnen würde, “einzusammeln”, damit sie mit unserer Gruppe mitfahren könnte.
Das kostete mich allerdings fast drei Stunden zusätzliche Wartezeit, da sie ihr Visum nicht vorher organisiert hatte, sondern erst hier vor Ort.
Letztich wartete Hari mit mir auf Viola, während der Rest der Gruppe mit Prasanta schon mit meinem Gepäck zum Hotel International Guesthouse im Statteil Thamel vorausfuhr. Besagte knapp drei Stunden später trudelten dann auch Hari, Viola und ich zum ersten Kennenlernen der Gruppe im Guesthouse ein. Unser Hauptguide Wangda Sherpa stellte sich vor.
Danach kurzes Briefing bezüglich der Tour und Bezahlung des noch ausstehenden Tourbetrags.Verkompliziert dadurch, dass eine Teilnehmerin teilweise in US-Dollar und teilweise in EUR bezahlte.
Dann war ich wirklich platt. Ich freute mich auf eine ausgiebige heiße Dusche! Nach dem Abendessen im Guesthouse – Momos (0nepalesische Teigtaschen, mit Gemüse oder Fleisch gefüllt) und einem schön eisigen Mount Evererst Premium Lager Bier - zog ich mit Mareille - meiner Zimmergenossin - noch bis ca.22.30 Uhr durch Kathmandus Stadteil Thamel.
Ein gutes Jahr ist ruckzuck vergangen und nun tauchte ich also wieder ein in diese dreckige, manchmal stinkende, laute, aber doch betörende, liebenswerte und fesselnde Stadt: Eine Stadt, in der es niemals langweilig wird: Hier das “Café with No Name” das sich anpries als “Best Bar in Town” und als “not for profit”, dort Souvenirläden mit Buddhastatuten und in Nepal hergestellter 100% Baby Yak Wolle etc. Nun kannte ich mich im Strassengewirr schon recht gut aus, so dass wir später problemlos zum Guesthouse zurück fanden.
Spät abends hieß es noch Taschen mit Hirn und Verstand umpacken, denn für die bevorstehende Trekkingtour durften pro Person nur 15 kg Gepäck mit.
26.03.2019
Nach reichhaltigem Frühstück mit Orangensaft, Joghurt, Müsli, Toastbrot, Marmelade und, Tee im Hotelgarten hieß es auf zum Flughafen.
Schnell waren die von nepalwelt –trekking gestellten kakifarbenen Segeltucktaschen im silberfarbenen Kleinbus verstaut. Mit nur wenig Stau ging es auf zum Airport. Wieder viel Gewusel und Stimmengewirr in der einzigen Wartehalle.
Der Flug von Kathmandu aus mit Yeti Airlines YT-787 nach Biratnagar startete um 8:15 Uhr. Er dauerte ca. 45 Minuten. Ich hatte Sitz Nr. 16C.
Leider regnete es. Außerdem war es sehr nebelig. Deshalb war die Sicht schlecht. Trotzdem schoss ich ein paar Fotos.Allerdings wurde jedes Foto seitens meines Sitznachbarn Günther mit entsprechend negativen Kommentaren versehen, was der Scheiß soll, ich möge mir doch diese Art von Fotos sparen. Ich blieb vorerst fröhlich.
Biratnagar liegt auf nur rund 70 Metern Höhe im Südosten Nepals im Hügelland Terai an der Grenze zu Indien, im Distrikt Morang. Die 1951 gegründete, viertgrößte Stadt Nepals zählt rund 200.000 Einwohner.
Von Biratnagar nach Basantpur benötigt man mit dem Jeep etwa 6,5 Stunden. Unser Jeep bestand aus einem alten klapprigen, urigen blauen Bus. Zusammengehalten wurde er nur von diversen bunt zusammengewürfelten Blechteilen. Das Alter des Buses schätzte ich so alt wie den Fahrer, um die 50 Jahre.
So ging es von Biratnagar auf der H08 über Duhabi-Bhaluwa nach Koshi Rajmarg.
In der Stadtmitte sammelten wir den Assitentguide und 2 von 5 Porter auf.
Ich freute mich sehr. Nach über einem Jahr konnte ich meinen lieb gewonnenen nepalesischen Freund Bikas endlich wieder in die Arme schließen.
Dann erster Zwischenstopp zum Mittagessen gab es gegen 13.00 Uhr auf einer Anhöhe im “Hotel Hill Top” und erstes “Dhal Bhat”. Weiterfahrt holterdipolter in unserem Bus. Die Sitze waren hart, der Po tat weh. Zwei Stunden später erneuter Stopp in einem kleinen Dorf zum Teetrinken. Dann zurück auf die harten Sitzplätze. Kurz drauf die erste Aufregung: Mareille fehlte! Vor lauter Stöbern, Gucken etc. war ihr nicht aufgefallen, dass es wieder weiter ging. Nur gut, dass wir nach ca. 400 Metern gemerkt hatten, dass sie fehlte. Ein bisschen Spott musste sie nun ertragen.
Dementsprechend waren alle froh, als wir endlich zwecks Übernachtungsquartier aussteigen durften. Unser heutiges Hotel lag an der F40 in Tamaphok im Sankhuwasabha Bezirk. Der Ort war schnell erkundet, die herumspielenden Kinder freuten sich. Nicht schüchtern sprachen sie uns an und ließen sich gerne fotografieren.
Das Abendessen mit Dhalt Bath und leckerem Ginger Lemon Tea verbrachten wir alle zusammen an einem großen niedrigen Tisch in einem kleinen Raum.
Günther gab an, wie scharf er essen kann. Er dokumentierte dies fortan an jedem Ort durch „Nachordern“ von frischem Chilli und unfreundlichem Gemosere, wenn dies nicht verfügbar war oder nicht in der von ihm gewünschten Schärfe. Dass er immer etwas an allem herum zu meckern hatte und dies in unangemessener Art und Weise kund tat, konnte bald jeder feststellen. Ich fan des einfach nur peinlich, vor allem gegenüber den Einheimischen.
27.03.2019
Eigentlich war unser nächstes Ziel mit dem Bus Basantapur. Darum war frühes Aufstehen und Frühstück - inclusive Ginger Tea versteht sich - angesagt. Ich hatte schon morgens um 5.30 Uhr den Sonnenaufgang mit Dorf und Bergpanorama fotografiert. Die sich halb auf einem Balkon befindliche Dusche war mäßig sauber, aber saukalt gewesen. Nix Warmwasser, dafür mehr als wach!
Der Ort Basantpur liegt auf ca. 2.260 Metern Höhe. Von Biratnagar nach Guphapokhari auf 2.890 Metern Höhe– ist es mit 7 ¾ Stunden etwas weiter. Der Südstart des Kanchenjunga Trek hat einen sehr harten, ansteigenden Wandertag. Daher ist der Start mit der Nordseite sanfter zur Höhe und die Wandertage sind kürzer.
Unterwegs Stopp: Erste freie Sicht auf die Bergketten des Himalayagebirges und Gruppenfoto. Eine Stunde später in Gufa Pkhari Marga stießen die weiteren 3 Porters dazu. Nun war unsere Gruppe vollständig!
Witterungsbedingt war aber schon vor früher als gedacht mit der schaukeligen Bustour Schluss. Bis Sangu kamen wir gar nicht. Auf freier Strecke stoppte der Bus morgens um 8.00 Uhr, da es zu morastig war. Außerdem gab es zu viele tiefe Schlaglöcher. In kürzester Zeit hieß es raus aus dem Bus, Wanderschuhe geschnürt, Wanderstecken in Position gebracht und losmarschiert. Zügigstes Tempo, kein Blick zurück, nicht warten. Das Wetter durchwachsen, zum Teil nebelig, der Boden teilweise aufgeweicht, morastig. Ich war froh über meine dünne Daunenjacke.
Mittags Stopp auf eine von den Guides gekochte leckere Nudel-Gemüsesuppe in Gupha Pokhari. Das bedeutet “Höhlenteich”. Hier gibt es nämlich einen natürlichen Teich auf 2.890 Metern Höhe. Dieser See ist auch ein heiliger Wallfahrtsort für Hindus uns Buddhisten. Die Einheimischen glauben, dieser Teich würde Ihre Wünsche erfüllen.
Weiter ging es über Terhathum, Gorja…
In Sangu lebten laut Volkszählung in 2011 rund 3.818 Menschen. Jetzt auch nicht viel mehr.
Von hier aus weitere zweistündige Wanderung zu Doban. Doban liegt unterhalb von Taplejung am Tamur-Fluss. Weiterwanderung nach Mitlung. Der Weiler Mitlung liegt auf ca. 921 m Höhe und war damit der tiefste Punkt unserer Wanderung. Wir waren umgeben von einer schönen subtrophischen Landschaft mit vielen Reis- und Hirsefeldern.
Mitlung liegt südöstlich von Malbanse und Nakia und östlich von Banje.
Erst tagelang im Bus und nun gleich eine lange Wanderung am ersten Tag, puh! In sämtlichen Dörfern immer wieder umringt gewesen von vielen, neugierigen Kindern. Hier bestätigte sich wieder einmal die Offenheit und Herzlichkeit der Nepalsen.
Übernachtung aufgteilt in zwei Homestays. Zudem den Luxus einer heißen Dusche genossen: Großen Eimer Wasser gekauft, welches überm Feuer erhitzt wurde, dann einseifen und nach und nach Wasser überm Kopf und Körper ausschütten. So geht das hier!
Vorm Schlafen gehen mit Bikas noch in der Küchenhütte bei den Einheimischen am warmen Feuer gesesen.
Leicht durchräuchert hinauf die Holzstiege in unsere einfache Bretterverschlagunterkunft. Die Matraze war während dieser Tour oft nur ein Holzbrett mit vielen Kissen und Zudecken oben drauf. Darauf Schlafsack ausgebreitet. Da es zumeist kalt war, Jogginghose an, dicke Socken, Pulli, Augen zu und versuchen möglichst schnell zu schlafen.
28.03.2019
Zum Frühstück gegen 7.00 Uhr hatten wir uns “Dhindo” einen porrigeähnlichen, weizenartigen Brei a la nepaleischer Tradition ausgesucht. Dieser war trotz Hinzufügens von Tee so hart, so klebrig und so eklig, dass ich beim besten Willen nur die Hälfte herunterbrachte. Egal wie viel Power dieser Brei bringen sollte, nie wieder diesen Brei!
Bikas amüsierte sich köstlich. Ruckzuck verdrückte er Franzis und meinen Rest. Die Porter waren schon unterwegs mit unserem Gepäck, ehe wir rund eine halbe Stunde später auch zum Wandern aufbrachen.
Das wirklich Tolle am Kanchenjunga-Trek ist die Wanderung durch verschiedene Klima- und Vegitationszonen. Zunächst befanden wir uns im heißen Tiefland. Dann kamen wir durch blühende Rhododendronwälder, Wälder bei Gairi, kleine Orte mit hübschen, einfachen Bauernhäuschen und landwirtschaftlichen Nutzflächen. Kartoffeläcker, Reis-, Mais und Hirsefelder aber auch Kardamomfelder des schwarzen Kardamoms säumten unseren Weg. Überall duftete es. Hindurch durch einen Bambuswald, vorbei an einer Schule. Eine Horde Schulkinder winkte uns eifrig zu.
Es wäre bei herrlichstem Sonnenscheinwetter alles ein toller Tag gewesen, wäre nicht auf einmal mitten im Laufen mein rechter Wanderschuh zu einem Schnabelschuh “mutiert”. So ein Mist! Und das schon am 3. Wandertag ohne jegliche Vorwarnung. Ist ja auch nicht so, dass mein Loewa Schuh uralt und billig gwesen wäre. Auch wenn eine Gruppenstimme später meinte vonwegen, Wanderschuhe unter 300 EUR wären Billigschuhe…
Bikas lieh mir zwar seinen Ersatzturnschuh, aber das war auch keine Lösung auf Dauer, denn den Fuß mit Schuhgröße 39 in Schuh Schuhgröße 37 zu quetschen, tut einfach weh. Nur gut dass wir eine Stunde später zum Mittagessen in einem größeren Dorf in der Region Taplejung rasteten, wo es Schnellkleber Super Clue zu kaufen gab. Marc, ein Treker aus unserer Gruppe, war dann auch so lieb und fixierte, bewaffnet mit Hammer und Kleber den Schuh so gut es eben ging.
Ständig ging es hernach bergauf und bergab weiter bis wir in Chhiruwa ankamen. Chhiruwa liegt auf 1232 m Höhe. Ein Schild wies darauf hin, dass es bis Ghunsa noch 34,85 km und bis zum KBC noch 60,1 km sind. D.h. wir standen freilich erst am Anfang unseres Treks.
Wie üblich hieß es zuerst Zimmer beziehen. Erst mit der Zeit registrierte ich, dass Mareille sich bei der Bettenverteilung ohne zu fragen stets die bessere Seite nahm: Entweder das größere Bett oder das, wo es kein Fenster direkt vor der Nase gab, also reinzog.
Auf Frieden aus, lies ich es “geschehen”. Da sie eigentlich jede Nacht lange las, später laut schnarchte, sich aber Ohrstöpsel ins Ohr steckte und dann noch nicht mal etwas außen herum hörte, konnte ich oft nachts nicht gut schlafen oder wachte öfter mal auf.
Nach dem Beziehen unserer Zimmer mussten Manche gleich alle Klamotten waschen, was ich nach gut 2 Tagen wandern noch nicht so recht nachvollziehen konnte. Aber jedem das seine! Die „Waschaktionen“ der Touristen am öffentlichen Dorfbrunnen vor unserer Lodge wurden denn auch von den Einheimischen neugierig beobachtet. Währenddessen spielten Jungs mit einem mit Stoffresten gefüllten Ball Fußball, Mädels hüpften Seil, wiederum andere Kinder spielten „Carrom“, eine Art Fingerbillard. - Jetzt weiß ich auch was dieses weiße, mehlartige Pulver auf dem Spielfeld zu suchen hat. Dieses feinkörnige Pulver wird auf dem Board verstreut, damit die Spielsteine leicht zu schieben sind. - Dazwischen rannten Hühner herum, manche wirkten ob ihres abgezausten Gefieders doch recht abgemagert und erbärmlich. Gegenüber unserer Lodge waren Bauarbeiter eifrig mit dem Bau eines Holzhauses beschäftigt.
Hinter unserem Haus führte eine Hängebrücke über einen reißenden Fluss mit vielen dicken, großen Steinen darin- wahrscheinlich dem Tamro River -, der ich ein paar Mal einen Besuch abstattete, um für mich meinen Gedanken nachzuhängen bzw. zum fotografieren.
Meine Wanderschuhe „trockneten“ derweil wieder versorgt mit Super Clue auf der Terrasse unserer Lodge.
Das hier angebotene Abendessen war auch sehr lecker, egal ob Dal Bath oder Nudelgemüsesuppe oder gebratene Nuddeln. Wngda, Bikas und die Porter halfen in der Küche mit. Ginger Tea und ein kühles Bier durften freilich auch nicht fehlen.
Nach dem Abendessen eskalierte die Situation in der Gruppe dahingehend, dass Günther meinte, mich vor versammelter Mannschaft in scharfem Ton als doof hinstellen zu müssen, da ich es gewagt hatte ein Mal zu viel nachzufragen, was es am nächsten Morgen als Frühstücksauswahl gäbe. Denn das Frühstück für den kommenden Tag musste immer am Abend davor geordert werden. Bezogen auf den Gruppenteamgeist fand ich es nebenbei gesagt ein rechtes Armutszeugnis Günther kommentarlos in dieser Art und Weise gewähren zu lassen.
Nachdem ich bereits in den zurückliegenden Tagen unqualifizierte Seitenhiebe seinserseits ignoriert hatte, in der Hoffnung, er würde daran über kurz und lang keinen Gefallen finden, war jetzt das Maß voll. Deshalb suchte ich nach dem Abendessen das Gespräch mit Wngda. Er versprach zwar, sich der Angelegenheit anzunehmen, aber was sollte er schon groß machen? Mein Vorrangig Zeil war jedenfalls, dass er wusste was hier abging.
Zumindest bestätigte er mir – was ich schon vorher andeutungsweise erfahren hatte – dass Günther bereits beim Trek zum Manaslu im Herbst zuvor eine Frau so dermassen schikaniert und gemobbt hatte, dass sie nicht mehr in einer Gruppe mit ihm je würde verreisen wollen. Wen wundert’s.
Da stellt sich die Frage, ob man so jemanden mit auf Gruppentouren eines Reiseanbieters nimmt. Offen gesagt, mögen sich solche nicht änderbaren, beratungsresistenten Zeitgenossen einen Guide und Porter in einer Singletour buchen, wobei mir diese so oder so Leid täten. Aber gerade solche Typen sind ja dafür oftmals zu geizig. Denen geht es nicht um den Gruppengeist, sondern um ihren Geldbeutel!
Das Beste war, dass Günther nach meinem Gespräch mit Wngda zu mir auf die Terrasse kam, wohl sehend, dass es mir nicht gut ging, und meinte noch eins drauf setzen zu müssen, was sein Verhalten anging und die Rechtfertigung dessen. Dies setzte dem Ganzen freilich noch die Krone auf. Endlich setzte ich mich zur Wehr indem ich mir den künftigen Umgang in dieser Art und Weise verbot.
Nachdem ich dann auch irgendwann mal als letzte der Duschschlange dran war, sah sich hernach Mareille noch berufen als Friedensengel in ihrer beruflichen Rolle als Sozialpädagogin auftreten zu müssen. Wirklich nett gemeint, aber ich hatte dem Typen bisher nichts getan und war immer freundlich geblieben, auch wenn er meinte mich von Anbeginn der Reise drangsalieren zu müssen. Fortan war es aus meiner Sicht einfach das Beste ihm komplett aus dem Weg zu gehen. Man muss schließlich nicht mit 8 Mrd. Menschen auf diesem Planeten best friend sein. Arschlöcher ändert man sowieso nicht.
Für mich stand nach diesem Abend jedenfalls fest, er hieße für mich ab sofort nur noch „Das große Arschloch“. Leider sollte er an dieser Einschätzung auch für den Rest der Reise nichts ins Positive wenden.
Oftmals gibt es ja in Reisegruppen immer mal ein problematisches Gruppenmitglied und das war in diesem Fall halt er. Wobei ich bezogen auf meine bisherigen Reisen sagen muss, dass ich bisher immer Glück gehabt hatte und viele tolle Menschen kennenlernen durft, zu denen ich größtenteils heute noch Kontakt habe.
29.03.2019
Nach einem reichhaltigen leckeren Frühstück am Morgen brachen wir zeitig auf. Mareille und ich wanderten eine Zeitlang voraus. Die Letzte will auch mal die Erste sein, freute ich mich innerlich, auch wenn dies nicht von langer Dauer war.
Entlang rauschender Gebirgsflüsse und über zahlreiche von mir so geliebten Hängebrücken gelangten wir dem Tamor Nadi-Flusstal folgend von Chiruwa zunächst zum Eingang des Kanchenjunga-Nationalparks. Hier in Taplethok wurden unsere Kanchenjunga-Trekking-Sondergenehmigungen und unsere für Trekker obligatoriscehn TIMS-Karten abgestempelt.
Weiter ging die Wanderung in der Kanchenjunga Conservation Area der Region Taplejung , über Lelep, nach Mechi nach Sekathum.
Dies liegt auf ca. 1575m Höhe. Um es zu erreichen, muss man zuvor wieder eine lange Hängebrücke über den Fluss Tamor überqueren.
Mittagessen hatte es unterwegs auf der sonnigen Terrasse des „Siva Hotel & Lodge“ gegeben. Umringt von einer Scharr von Kindern, Hühnern und einem alten Mann, schoss Marion, eine Mitreisende mit Ihrer Einwegkamera Fotos und verschenkte sie an die Kinder. Das war echt eine tolle Idee!
Nach dem Abendessen musste ich Wngda wieder mit der Reparatur meines Wanderschuhs „belästigen“.
Mareille und genossen in unserem heutigen Übernachtungsquartier den Luxus, einen Vorraum für unser Gepäck zu haben. Mit einer für sie offenbar normalen Selbstverständlich-keit hatte sie allerdings gedacht, ich würde im Vorraum schlafen. Dies voraussetzend hatte sie sich kurzerhand in unserem Schlafzimmer komplett ausgebreitet. Gelassen musste ich diesen Irrtum aufklären mit der Bitte doch ihre Sachen wieder von meinem Bett zu nehmen.
Für sie war diese Tour die erste Gruppenreise hatte sie mir erzählt. Woran man das wohl merkte?
30.03.2019
Wie jeden Morgen so auch heute wurde unser Gepäck zu Bündeln von je 30 Kilo verschnürt. Während wir noch frühstücken, waren unsere Träger auch schon wieder unterwegs.
Zunächst ging es auf breitem Sandweg wieder bergauf und bergab am steinigen Flusslauf entlang. Je höher man allerdings gelangte, umso kleiner wurden die Ackerflächen, die Eichenwälder bizarrer und die Ausblicke fantastischer.
Heutiges Etappenziel war die Wanderung nach Amjilasha, einem malerischen Sherpadorf, welches auf einem Hügel in 2430 Metern Höhe thront. Die Vegetation änderte sich nun: Rhododendren, Eichen- und Bambuswälder lösten Erlen, Salbaum und Reisfelder ab. Erste schwer bepackte Esel versperrten hier und da den Weg.
Zwischenrast in Lelep. Andere Trekker maßen die Sauerstoffsätting in unserem Blut. Alles noch Normalmaß. Kein Grund zur Sorge. Mitten auf einer großen Wiese, umgeben von Bergen leckeres Mittagessen in Form von Dal Bath und Ginger Tee. Leider mussten wir wieder viel zu schnell aufbrechen, denn wir hatten noch ein Stück des Weges vor uns.
Nachmittags fing es prompt wieder zu regnen an. Im fast schon Dunkeln begleitet von heftigem Regen erreichte ich glitschnass und völlig fix und fertig nach einem langen Wandertag wieder mal als Letzte unsere Herberge droben im Berg. Gierig trank ich 2 kleine Fläschen Cola. Natürlich gab ich auch Bikas, meinen treuen Weggefärten, der mir nicht von der Seite gewichen war,eine Runde aus. Zum Aufwärmen dann Ginger Tee und eine Nudelsuppe. Während ich meine Nuddelgemüsesuppe mit Mühe und Not appetitlos in mich hinein löffelte, bestaunte ich wie die meisten in der Gruppe locker zwei voll gehäufte Teller voll Reis mit Fleisch und Gemüse im Affenzahn verschlangen.
Ehe wir alle müde ins Bett fielen, gab es noch eine Geburtstagszeremonie und Glückwünsche an Mareille: Zuerst musste sie das Sherpa-typische Hirsebier “Tongba” aus einem Holzbecher mit einem dünnen Bambusröhrchen trinken. Tongba Bier entsteht, indem fermentierte und sechs Monate gelagerte Hirse in einen hölzernen Becher mit Messingrand gefüllt, heißes Wasser darauf geschüttet und ein paar Minuten gezogen wird.
Dann wurde Mareille ein Kata, dieser orangefarbenen Schals aus Viskose umgelegt. Ihr Gesicht wurde in einen Teller mit Mehl getaucht. Beides soll Glück bringen. Abschließend gab es noch ein nepalsisches Geburtstagsständchen, ehe alle müde ins Bett plumpsten.
31.03.2019
Start wieder früh am Morgen nach dem allmorgentlichen Ritual: Auffüllen der Trinkflaschen mit abgekochtem heißen Wasser, Begleichung der Rechnungen, Räumung des Quartiers, Taschen für die Porter parat stellen.
Das Wetter tat derweil als wäre nichts gewesen. Um so hässlicher und kälter das Wetter tags zuvor gwesen war, um so sonninger und freundlicher begrüßte uns der neue Tag.
Da machte das Wandern gleich umso mehr Spaß. Die Gruppe zerteilte sich schnell wieder in die übliche Formation, das heißt mit Bikas und mir als Nachhut.
Unser nächstes Ziel hieß Gyabla. Unterbrochen von einem Mittagessensstopp im “Fale Guesthouse” und Auffüllen unserer Wasservorräte kamen wir nach rund 7 Stunden Wanderung am späten Nachmittag bei blauem Himmel und Sonnenschein auf einer Höhe von 2729 m in Gyabla an.
Meine Erfahrung war wieder mal diese, dass die letzten Meter, wenn man das Ziel schon vor Augen hatte, sich der tatsächliche Weg mit einem noch mal steilen Ansteig ganz schön in die Länge zog.
Erschöpft aber belohnt mit einem schönen Blick auf die Berge landete ich - wie sollte es anders sein - als Schlusslicht in unserem Quartier in Gyabla. Dafür hatte ich jetzt die Dusche für mich ohne Wartezeit. Ebenso stand eine weitere Schuhreparatur mit Superclue an. Irgendwie sahen beim Abendessen beruhigenderweise alle schlapp aus. Nur Marion und ihr Partner Tom gaben dies aber offen zu bzw. klagten auch über Schmerzen in Rücken und Knie.
01.04.2020
An der Wand unserer Lodge stand zu lesen: “Von Gyabla bis nach Ghunsa noch 9,9 km, bis zum KBC noch 35,15 km”.
Weiter schlängelten wir uns durch Schlamm, steile Anstiege, hohe Tritte, durch viele Wasserfälle und wunderschöne Wälder, erhielten mehr Höhe und kletterten aus dem Dschungel zum tibetischen Flüchtlingsdorf Phale in 3140m Höhe. Tannen und Seidelbast prägten nun das Landschaftsbild. Zunehmend wurde es kühler. Es regnete in einem fort. Der absolute Sauerstoffgehalt in der Luft nahm spürbar ab. Das bedeutete noch kleinere Schritte machen.
Von Phale aus gingen wir weiter durch Rhododendron- , Wacholder- und Lärchenwälder in das Dorf Ghunsa.(3.595 m) Am Ortseingang prangte ein buntes Holzschild mit dem Hinweis “Welcome to Ghunsa, Distance to KBC 25,25 km”.
Das Dorf ist sehr charmant und hübsch von der ansässigen Sherpa-Bevölkerung gepflegt. Es ist ein Hauptkontrollpunkt für den Kanchenjunga. Die Gebäude bestehen aus geschwärztem Holz. Türen und Fensterbretter wurden bunt bemalt. Bunte Gebetsfahnen wehten im Wind. Esel und Pferde kreuzten den steinigen Tritt.
Bekannt wurde das Dorf aufgrund eines Hubschrauberunfalls Typ MI-17 am 23.September 2006. Damals kamen alle 24 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben, darunter mehrere nepalesische Journalisten, der nepalische Forstminister Gopal Rai und Beamte seines Ministeriums sowie eine international Expedition des World Wide Fund for Nature. Die Verunglückten waren auf dem Weg zur Eröffnung eines Naturschutzgebietes in die Region Kanchenjunga gewesen.
In Ghunsa gab es aber auch rund 5-6 Outdoorläden. Endlich!
Diese klapperte ich zusammen mit Bikas alle auf der Suche nach neuen Wanderschuhen ab. Nicht nur der Erwerb meiner neuen italienischen Trekkingschuhe für nach hiesigen Maßsteben stolzen 80 EUR sondern auch mein bestellter “hot shower” hoben meine Laune schnell erheblich.
Überall in der spärlichen Hütte verteilt, mussten die vom Regen durchnässten Wanderkleider aufgehängt werden.
Eins ums andere Mal musste ich ein paar Kleidungsstücke umhängen, da Mareille alle in der Hütte verfügbaren Hacken in Form von aus der Wand herausragenden Nägeln mit ihren Kleidungsstücken blockiert hatte. Die Wäscheleine vor dem Haus war regenbedingt ja nicht nutzbar.
Wieder warm und leicht erholt - ein paar Unersättliche hatten unterdess noch eine nahe gelegene Stupa erklommen - genoß ich dann auch das leckere Abendessen- Dhal Bat versteht sich -, welches an einer großen Holztaffel mitten im urigen Wohnraum bzw.in der Kücke mit offener Feuerstelle im Haupthaus unserer Herberge “Peaceful Guest House” stattfand.
Auf dem Weg Richtung “Schlafkammer” begleitete uns dann heftiger Schneeregen.
02.04.2019
Warm eingemummt, die geschwollenen dicken Füsse mit Voltaren eingeschmiert und mit einem zusätzlichen Kissen hochgelegt, hatte ich die Nacht im Schlafsack zugebracht. Eigentlich war heute gemäß Routenplanung ein Akklimatisationstag in Ghunsa geplant.
Davon wollte aber niemand etwas wissen, vor allem die sportlichsten in der Gruppe drängten immer wieder zum Aufbruch, zu weniger bzw, kürzeren Pausen und zu noch schnellerem Gehen. Sie schienen sich in diesem Bestreben noch gegenseitig anzuheizen.
Die Gruppe war zwar schon im Grunde in 3 kleine Untergruppen aufgeteilt, aber was das anging habe ich noch nie so ein Egoismus einzelner in einer Gruppe erlebt, dem sich zu widersetzen die Guides wohl auch überfordert waren. Die normalerweise in den Bergen “herrschende Grundsatz: “Der Langsamste in der Gruppe bestimmt das Gruppentempo” wurde auf dieser Tour Egoismen folgend ausgehebelt. Mir war das inzwischen egal, den wenigstens Bikas wartete zumeist auf mich. So erschien mir alles gut.
Ein Blick vor die Haustüre lies uns dann Mützen und Handschuhe herausholen sowie lange Unterwäsche anziehen. Über Nacht hatte sich Ghunsa in eine schneeweiße Winterlandschaft verwandelt.
Das sah schon herrlich aus: Wolkenfreier blauer Himmel, Sonne, Schnee auf den Bäumen und auf den Wegen. Heute wurde es im wahrsten Sinne des Wortes alpin.
Dabei ging es schnell nur noch bergauf. Im östlichen Himalaya befindet sich die Waldgrenze auf rund 4.000 Metern Höhe.
Somit wurde der Bewuchs spärlicher, das Gelände unwirklicher. Tannen wichen Wacholdersträuchern. Felsengrau verdrängte saftiges Bambusgrün. Immer wieder mussten wir über Geröllfelder mit riesigen Steinen und Gletschermoränen kraxeln, sprudelnde Gebirgsflüsse passieren, auf schmalen Pfaden balancieren über glitischige kleine Brücken mal links der Fluß, mal rechts der Fluß immer höher hinauf krabbeln.
Obwohl unser Ziel immer näher rückte, war ich mittlerweile einfach nur noch fertig. Ich wollte endlich auf der Alm Khambachen in 4.082 m Höhe ankommen.
Irgendwann konnte ich endlich in der Ferne das tibetische Dorf Kambachen erspähen: So weit noch auh weiha! … Nein nur noch rund 2 km wurde ich “motiviert”… Also Zähne zusammenbeißen!
Während wir noch Fuß vor Fuß setzten und uns langsam Kambachen näherten, kehrten zwei Porter mit einer Termoskanne heißen Tees zu Bikas und mir zurück. Sie ließen es sich nicht nehmen, meinen Tagesrucksack zu übernehmen. Vor lauter Rührung über so viel Gastfreundschaft und voller Dankbarkeit verbunden mit körperlicher Schwäche brach ich einfach nur in Tränen aus und drückte alle.
Frisch gestärkt mit heißem Tee wurden die Beine wieder leichter und alsbald landete ich doch noch im Dorf Kambachen.
Belohnt wurden wir wenig später mit einer tollen Aussicht auf die ersten hohen Berge wie z.B. den Phole (6.645 m), den Mt. Sobidonge (6.679m) und den Mt.Jannu (7.711m). Der Kangbachen selbst ist ein Nebengipfel des Kanchenjunga. Während der Hauptgipfel auf der Grenze zwischen Sikkim und Nepal liegt, befindet sich der Kambachen auf dem Westgrat auf nepalesischem Staatsgebiet. Diese Sherpa-Siedlung in einer grasbedeckten Ebene besteht aus ca. 20 Häusern. Lodges und einem Zeltplatz.
Bikas war auch zum ersten Mal in seinem Leben hier. Er war gleichfalls begeistert. Ich wiederum war froh, diesen tollen Blick - für den sich diese Mühlsal schon mal gelohnt hatte - mit einem guten Freund teilen zu dürfen. Ohne ihn und die Porter hätte ich das heute nicht geschafft!
Unsere Unterkunft war das “White House”.(www.guesthouse-kanchenjunga.com) Die Lodge wird von Nupu Chhiring Sherpa betrieben.
Aufwärmen konnten wir uns in Nupus schnuckelig-warmer Küche. Er betreibt seine Feuerstelle mit getrocknetem Yak-Dung und zaubert hervorragende Gerichte hervor. Momos waren hier Pflicht!
Inzwischen hatte ich nochmal mehr schmerzende, dickere, bis zu den Knien geschwollene bzw. aufgedunsene Beine. Die Wassereinlagerungen waren offensichtlich.
Nachts hatte ich zudem heftige Kopfschmerzen. Angefangen hatten diese bereits in Ghunsa. Tagsüber leichte Kopfschmerzen in dieser Höhe zu haben, kann durchaus normal sein, aber nachts war das nicht gut. Erste Sympthome der Höhenkrankheit!
Wenn ich dann mal eingeschlafen war, wurde ich schnell wieder wach von lautem Geschnarche nebendran.
03.04.2019
Nach Vieraugengespräch am frühen Morgen mit Bikas beschloss ich in Kambachen zu bleiben, er wollte die restliche Gruppe nach Lonak auf 4.780 Meter Höhe begleiten, aber am Abend des 03.04.2019 wieder zurück in Kambachen sein. Die anderen wollten weiter wie geplant zum nördlichen Basecamp Pangpema O/N in Pangpema auf 5143 m Höhe aufsteigen. Von dort aus sollte man – schönes Wetter vorausgesetzt – eine gute Sicht auf den mit Gweröll überzogenen Kanchenjunga Gletscher haben.
Nachdem ich nicht zum eigentlichen Ziel KBC konnte, begleitete wenigstens mein Handy Bikas mit zum nächsten Ziel: Seins war sowieso kaputt. Lhonak ist eine Sammlung von 8 grob gebauten und eher zugigen Holzhäusern.
Während sich die anderen also weiter aufwärts mühten, schlief ich endlich mal ein paar Stunden, setzte mich gemütlich vors Haus, frühstückste an einem einfachen Holztisch, guckte den Frauen beim Wäschewaschen zu, orderte mir Mittags eine Portion Momos und eine große Kanne Tee und genoß den Blick auf das vor mir liegende Bergpanorama.
Nach dem Mittagessen spazierte ich etwas in Hausnähe durch die Landschaft. Später ließ ich mir auf einer Wiese liegend die Sonne ins Gesicht scheinen. Hier war es wirklich ruhig!
Am späten Nachmittag kehrte Bikas mit herrlichen Fotos zurück. Ein bisschen wemütig wurde ich da schon. Der Weg nach Lonak war steinig und sehr beschwerlich gewesen, hatte aber den ersten atemberaubenden Blick auf den Kantsch ermöglicht… Er hatte sich nach dem Mittagessen mit kurzer Pause auf den Rückweg gemacht bzw, war in zwei Stunden wieder abgestiegen. Nebenbei erfuhr ich, dass die restlichen Gruppenmitglieder überrascht gewsen waren, warum Bikas wieder zu mir zurückkehrte, ich könne doch ruhig die paar Tage allein in Kambachen bleiben…
Ich war einfach nur sprachlos. Noch sprachloser, als dass das im Nachhinein auch noch geleugnet wurde.
Das Abendessen verbrachten wir gemütlich in Nupus Küche. Gewärmt und nach Rauch stinkend, schlüpfte ich alsbald in meinen Schlafsack und schlief rasch tief und fest.
04.04.2019
Herzlich verabschiedet von Nupu ging es heute nach reichlichem Frühstück in der gemütlichen Küche zu zweit bei herrlichem Sonnenschein und blauem, woklenfreien Himmel bergauf und bergab letztlich rund 600 Höhenmeter talabwärts erst durch Geröllfelder, dann durch den Lärchenwald zurück nach Ghunsa. In Ghunsa angekommen fanden wir zu unserer Überraschung folgenden Zettel von Marion und Tom vor:
“Hallo Zusammen,
Wir hoffen dass für Euch alles gepasst hat und Ihr wunderbare Momente hattet. Wir haben Euch fest die Daumen gedrückt. Wir schlagen uns durch nach Ilam und sehen Euch dann dort. Wir haben versucht den Pass zu gehen, aber er war gestern noch viel zu vereist. Es ist sehr steil da hoch und sehr viel Schnee. Wir gehen nun den anderen Weg zurück.
Viele Grüße und bleibt gesund
Marion und Tom”
Beide hatten zudem einen Porter und mit ihm die “Notzelte” sowie das Messgerät für die Sauerstoffsättigung im Blut mitgenommen. Somit waren wir also 3 Gruppenmitglieder weniger. Super! Ich hatte gehofft, wenigstens zu viert bzw. fünft meinen heutigen Geburtstag abends etwas feiern zu können. Stattdessen feierten Bikas und ich mit dem Herbergsbesitzer Tashi Sherpa, seiner Frau, seinem kleinen Pflegesohn und zwei alten Leutchen.
Die Spendierrunde war mir sicher. Ein Tongba war zu trinken, Reiskörner geworfen, und mir eine orangefarbene und eine weiße Kata als Symbol des Glücks umgelegt.Die lieben Glückwünsche des alten Ehepaars musste mir Bikas übersetzen. Nach Tagen konnte ich hier auch meine Familie nach Tagen mal wieder telefonisch erreichen, vorrangig um mitzuteilen, dass es mir gut ginge und ich eben nicht beim KBC wäre, sondern auf dem Weg zurück.
Müde und mit schweren dicken, volatreneingeschmierten Beinen fiel ich später in meinen Schlafsack. Zumindest war es diese Nacht schnarchfrei in der Hütte.
05.04.2019
Heute war mir in Ghunsa ein mehr als ruhiger Tag sicher und ein pfannkuchenähnlicher Fladen zum Frühstück in Kombination mit Ginger Tea.
Zufälligerweise fand eine “Puja”, ein typisches hindustisches Dorffest, auf einer Anhöhe leicht außerhalb des Dorfes im Wald mit Mantrengebeten, Opferdarbietungen an die Berggötter, Tanz, Musik und Tongba trinken statt. Zudem kam ich auch in den Genuss von Buttertee. Dieser besteht aus Schwarztee mit Yakbutter und Salz. Buttertee ist in den Bergregionen Nepals druchaus traditionell.
Auf der anderen Dorfseite fanden wir unter der Beschriftung “Essential Oil Plant” eine alte ausgediente Pflanzenölpressanlage. Vorbei an der Dorfschule ging es zurück zu unseren Hütten auf ein Nachmittagsschläfchen und Füße hochlegen, die schon wieder bei jedem Schritt heftig schmerzten. Ich hatte inzwischen das Gefühl, dass sie mit jedem Schritt eher noch mehr anschwollen. Das beunruhigte mich zusehens.
Nach dem Abendessen in der Küche ging ich früh zu Bett, nicht ohne Pflaster zu wechseln, die Beine dick mit Voltaren einzuschmiren und hochzulegen. Irgendwie fühlte ich mich schon sehr omamäßig!
06.04.2019
Trotz meines Protestes schleppte mich Bikas heute nach dem Frühstück zum “Ghunsa Hospital”. Am Eingang der Klinik fand ich folgendes Schild:
“This Health Post was proudly supported by Himalayan Delvelopement Foundation Australia Inc. (HDFA) in collaboration with KBSS and local community 2015”.
Dafür, dass Baubeginn des Hospitals in 2015 gewesen war, sah es sehr spartanisch aus bzw. war eigentlich eine sich nach wie vor mitten im Bau befindliche große Holzhütte. Der diensthabende junge Arzt sprach fließend Englisch, war sehr führsorglich und besorgt: Blutdruck messen, Lunge abhören, Fieber messen etc. Am Ende marschierte ich mit Antibotika und Schmerztabletten wieder aus der Klinik, Ich hinterließ eine großzügige Spende für den weiteren Ausbau der Klinik. Wenn ich mir überlege, dass hier Medikamente, die unter Verschluss zu halten wären im offenen Regal herumliegen, der Doktorschreibtisch chaotisch voll war voller angebrochener Tablettenschachteln, der Doktor selbst die Wand im Bad blau am streichen war, dann war hier wieder offensichtlich in welch anderer Welt ich mich gerade bewegte.
Auf der hölzernen Balkonterrasse des Haupthauses am Boden sitzend massierte ich meine Füße bis zu den Knien später mit heißem Yaköl ein: Hausrezept des Herbergvaters. Neugierig beäugt unter den Augen des alten Ehepaars und herumstreunender Hühner.
Den Rest des Tages verbrachte ich entweder dösend in der Hütte oder sonnend und kaum bewegend auf besagter Terrasse nur unterbrochen durch Speis und Trank.
Mitten beim Abendessen trudelten die verbleibenden Tourengänger ein. Um sich sogleich über Marions und Toms vorzeitiges Ausklinken aus der Gruppe bzw. den Alleingang aufzuregen.
Aber auch um wild durcheinander aufgeregt zu berichten, dass Marc aus unserer Gruppe massive Höhenkrankheitsprobleme auf dem KBC bekommen hatte. Wngda plus Porter wären nun dabei, ihn bis Kambchen runter zu befördern bzw. dass irgendwie ein Helikopter her müsste, um ihn so schnell wie möglich wegen “Wasser in der Lunge” in eine Klinik nach Kathmandu zu fliegen. Was das anging, waren Wngda und Bikas fortan wann immer möglich via Walkie Talkie in Kontakt, den hier in der entlegenen Bergwelt war es nichts mit Internet bzw. Telefonkontakt.
Im Anschluss gab es weitere Diskussionen zwecks der eigentlich vorgesehenen Route : Pass nach SilelePassPhedi (4290 m) , von da aus über 3 Pässe nachoben: Wanderung nach -Sinion La Pass( 4440 m)– Miringla Pass (4480 m)–
Aufgrund der Wettersituation, der Tatsache dass die Notzelte und ein Porter fehlte, entschied man sich am Ende dagegen. Das wiederum versetzte Einige in mürrische Laune.
Nach so viel “Aufregung” war ich eins ums andere Mal froh über meine Vernunftentscheidung nicht bis zum KBC mit gewandert zu sein. Versorgt mit Medizin und Voltaren sowie Füße hochlegend, zog ich mich bald ins Bett zurück. Das Schnarchen von Mareille war aber wieder nicht zu überhören.
07.04.2019
Heute hieß es Abschied nehmen von Ghunsa. Es wurde auch Zeit. Inzwischen kam ich mir unplanmäßig schon als Mitbürger Ghunsas vor.
Alt werden wollte ich hier nicht, trotz atemberaubender Bergkulise, herzlichster Verabschiedung seitens der Wirtsleute und der Tatsache, dass die Uhren hier langsamer tickten. Manches dafür könnte man sich in den Alltag zuhause durchaus mitnehmen.
Vorbei an rauschenden Gebirgsflüssen, wenigen Einzelgehöfen ging es zumeist bergab auf dem Weg den wir gekommen waren zurück nach Gyabla, wo wir übernachteten.
08.04.2019
Heute hieß es wieder im herrlichsten Sonnenschein bei strahlend blauem Himmel den ganzen Tag wandern, wandern und nochmals wandern auf schmalen Pfaden, zur Linken der Abgrund. Zum Teil begegneten uns schwer bepackte Esel und Yaks. Da hieß es schnell zur Seit springen. Aber immer schön in Richtung “Mountainside”. Später bergab auf den großen Steinplatten weiter abwärts. Zur Linken der Fluss.
Mittagspause mit Dahl Bat mit Yakfleisch sowie eine spontane Massage der Chefin für mich. Hier hätte ich durchaus länger bleiben können! Aber wir mussten wieder weiter… Leider auch für Sightseeing auf das tolle Bergpanorama zu wenig Zeit.
Die letzten Kilometer ab Taplethok als es schon dunkelte und mir Bein bzw. Knie schmerzte, ließen Bikas und ich uns per Jeep die letzten paar Kilometer fahren.
Unsere Übernachtung fand nämlich wieder in der bekannten Lodge in Chhiruwa statt. Sichtlich erleichtert war auch Wngda wieder “eingelaufen”. Er konnte berichten, dass nach 3 Tagen warten und bangen, Marc endlich per Helicopter vom Kambachen geholt und nach Kathmandu gebracht worden war. - Also hatten Bikas und ich uns nicht getäuscht als wir nachmittags einen Helikopter am Himmel gesehen hatten, während wir über Schuttwälle und Moränen talabwärts gestolpert waren. - In Kathmandu hatte er, wie wir später erfuhren einen Tag im Hospital zugebracht. Kurze Zeit später war er vorzeitig zurück nach Nürnberg geflogen.
Heute Nacht hatte jeder von uns den Luxus, ein Einzelzimmer zugewiesen bekommen. Meines lag gleich neben der Balkonterrasse im ersten Stock. Es war klein, aber sauber. Doof war nur, dass als es nachts gewitterte und wehte die Plane von meinem “Pseudofenster” wegwehte, so dass es binnen kurzer Zeit eiskalt zu werden drohte. Mit Klebeband fixiert und Wanderstecken davor gestellt, hatte ich das Problemchen aber schnell sporadisch gelöst.
09.04.2019
Nach dem Frühstück hieß es Zusammenpacken der Taschen und dann das große Warten: Kindern beim Spielen zusehen, einige Kinder fanden es lustig, Fotos mit mir zu schießen. Das Haus gegenüber der Lodge war inzwischen auch weitestgehend fertig gestellt worden.
Mittags gegen 12.00 Uhr kam dann endlich unser Jeep: Vorne plazierten sich Franzi und Michael neben den Fahrer, in der Reihe dahinter rechts das Arschloch, Mareille in der Mitte und ich auf der linken Seite, hinten auf der Pritsche Bikas, Wngda und die 3 Porter.
Unser am Vorabend beschlossenes Ziel war der Pathibhara Deviel Tempel. Der Pathibhara Devi ist einer der bedeutendsten Hindu-Tempel in Nepal. Er liegt auf eine Höhe von 3.794 m nordöstlich der Gemeinde Phungling. Er zählt zu den heiligen Orte der Limbu. Die Limbu wiederum ist eine in Ostnepal beheimatete alte chinesisch-tibetische Volksgruppe.
Nach rund einer halben Stunde bergauf war das erste Übernachtungsquartier in Kafle Pati erreicht. Aber kaum hatten wir unseren Tee geschlüft, hieß es wieder raus. Irgendetwas war wohl bei der Reservierung schief gelaufen. Nach erneutem Herumstehen kamen wir in einer zweiten Unterkuft unter. Hier war es total voll und laut, es wimmelte nur so von Familien, vor allem indischer Herkunft. Gemeinschaftsplumsklo am Ende des Flures. Nur kurz überlegte ich, was wäre, wenn es in dieser Nacht ein Erdbeben gäbe.
Das Abendessen mit Dal Bath und viel frischem Gemüse hatten Bikas und die Porter zubereitet. Sehr lecker! Ich ging frühzeitig zu Bett. Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt. Drum packet ich eh nur das nötigste aus.
Gemessen an dem schier überquellenden Quartier war es in der Nacht aber erstaunlich ruhig und friedlich.
10.04.2019
Bikas und ich hatten beschlossen, früh am Morgen vor den anderen loszumarschieren, um rechtzeitig genug am Tempel anzukommen.
Morgens früh um 5.30 Uhr ging esdann prompt los. Auf schmalem Pfad vorbei an rosa und rot blühenden Rhododendronbüschen mit Blick auf das nebelverhangene Tal, um uns herum die herrlicher freier Blick auf das Himalayagebirge, alles im Sonnenaufgang. Ich musste immer wieder an Reinhard Meys Lied :”Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein”. denken.
Der Pathibhara-Pfad führt durch Deurali, Ramitedanda, Chhatedhunga, Bhalugaunda und Phedi, bevor man schließlich den Tempel erreicht.
Nach einer guten Stunde des Wanderns immer bergauf gönnten wir uns bei einem kleinen Zwischenstopp einen heißen Tee. So nüchtern losmarschiert zu sein, war für mein Höhenfeeling fast besser, wer hätte das gedacht. Trotzdem war Bikas besorgt, weil mein linkes Auge schon wieder zuschwoll.
Dies ignorierend wollte ich voller neuer Energie und Wanderlust weiter vorbei an zwei Hindugebetsstätten treppauf, durch Nebelschwaden, eisige Passagen passierend, Pilger auf Socken begegneten uns.
Kurz vor dem Ziel überholten uns dann doch noch die anderen Tourmitglieder. Oben angekommen Gruppenfoto mit uns den 5 Gästen, Wndgda, Bikas und den 3 Porter. Solch ein atemberaubender, spektakulärer Blick auf das Kanchenjungapanorma. Kanchenjunga mit Wolken, ohne Wolken, mit Gebetsfahnen, mit Tempel und ohne Tempel..., der mühsame Weg hatte sich mal wieder gelohnt. Natürlich sahen wir auch Pilger, die Tiere – vorrangig Ziegen – der Pathivara Devi, der mächtigen Göttin, als Opfer darbrachten und Gold, Silber und Geld spendeten.
Ehe es wieder talabwärts hinunter zum Jeep ging, überraschte Bikas mich noch mit Kecksen und Kokonut-Juce, um Kraft zu tanken. Echt lieb!
Kurz vor dem Ziel waren meine Füße aber wieder so geschwollen und drückten im Schuh bzw. schmerzte der rechte große Zeh, so dass ich trotz zweier Pflaster nur langsam weiter humpeln konnte.
Diesmal war mir Franzis Spott sicher, ob ich mir wohl den Zeh gebrochen hätte oder was schon wieder los wäre. Ich war zugegebnermaßen sauer, schließlich gefiel mir das auch nicht, blieb aber eine Antwort schuldig.
Zu gerne hätte ich ihr in den nächsten Tagen meinen blau-schwarzen Bluterguß unter dem rechten Zehennagel gezeigt. 6 Monate später fiel der Nagel ab! Also nichts Simulant!
Zurück beim Jeep ging es Non-Stopp nach Tapeljung. Dort bezogen wir das Hotel “Snowleopard”. Der Weg durchs Treppenhaus erinnerte eher an eine Bauruine bzw. an aktuelle Bauarbeiten für… ja für was. Zur positive Überraschung war das Hotel im zweiten Stock dann aber sehr annehmbar.
Kaum angekommen, beschwerte sich das große Arschloch sogleich prompt mit Blick auf Mareilles und mein Zimmer schon wieder ein schlechtes Zimmer bekommen zu haben. Es wollte auch ein Zimmer mit Blick auf die Berglandschaft. Arschloch und immer unzufrieden in einer Person!
Auf der Terrasse des Hotels WLAN und begehrte Wäschewaschgelegenheit. Dabei die traurige Nachricht, das ein guter gemeinsamer Schulfreund meines Mannes im Alter von 53 kurz nach meinem Abflug unerwartet an Herzinfarkt oder Herzschwäche gestorben war. Didi wir werden Dich tüchtig vermissen!
Das gemeinsame Abendessen fand auf der Hotelterrasse statt. Mit Tuborgbier und einem Trinkgeldumschlag für jeden verabschiedeten wir unsere 3 verbliebenen Porter aufs herzlichste.
Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang, dass das Arschloch durch Kleingeiz überzeugte: Er beschwerte sich, das für die Porter vorgesehene Trinkgeld wäre zu hoch. Aus heiterem Himmel fauchte er in diesem Zusammenhang wieder mich an, ich hätte die Höhe des Trinkgeldes pro Träger bestimmt. Umso unschlüssiger als er sich vorher am Vereinbaren der Trinkgeldhöhe in einer Gruppendiskusion nicht beteiligt hatte. Jetzt aber meinte, das Trinkgeld pro Porter wäre die Summe für alle Porter. Den Widerspruch aus der Gruppe wollte er ebenfalls nicht hören. Wieder mal eine Situation, die keiner weiteren Kommentierung bedurfte. Zumindest schlief ich nachts dank Tuborgbier gut.
11.04.2019
Unser morgendliches Frühstück fand heute im nahegelegenen Hotel “Namaste” statt. Bikas jammerte derweil eins ums andere Mal herum, dass sein Smartphone “spakte”.
Zur Verabschiedung überreichten uns die Porter nochmal organefarbene Katas. So nette und eifrige Jungs, ich werde sie immer in guter Erinnerung behalten.
Per Jeep Fahrt auf der LH07. Plötzlich eröffnete sich zu unserer Linken der Blick auf das komplette Kanchenjunga Massiv. Einfach nur geil!
Weiterfahrt nach Jorsal, Mittagessen in einem kleinen Restaurant namens “Tamor Valley Guest House” in Phidim. Ich aß gebratene Nudeln. Diese waren ziemlich scharf. Nach dem Essen marschierte ich noch ein eins zwei Straßen ums Eck. Schien ein nettes, quirlliges Städtchen zu sein. Aber schon mussten wir weiter!
Nicht viel später runzelte der Fahrer immer mal die Stirn und fummelte an seiner Standheizung herum. D.h. mal war es zu warm, dann wieder zu kühl. Irgendwann fing der Motor zu dampfen und zu rauchen an. Nur gut, dass in der Nähe am Straßenrand wie absichtlich dahin gestellt eine Wasserpumpe stand. So konnte der Motor schnell problemlos heruntergekühlt werden. Ohne weitere Probleme ging es über Rake talabwärts nach Ilam.
Die etwa 20.000 Einwohner zählende kleine Hügelstadt Ilam liegt auf rund 1.000 m Höhe. Sie ist besonders für ihren Teeanbau bekannt. Der hier angebaute Tee gilt als besonders hochwertig. Der Fluss Kankai fließt östlich und später südlich an der Stadt vorbei. Ilam ist eines der reichsten Gebiete in Nepal hinsichtlich kultureller Vielfalt und Naturlandschaft. Neben Tee, werden Kartoffeln, Kardamom, Ingwer, rote Kühle und Besengras geerntet.
Unsere Übernachtung sollte im “Summit Hotel” von Ilam erfolgen.
Mareille hatte ohne mich davon in Kenntnis zu setzen, am Vorabend Wngda dazu aufgefordert, diese Nacht ein Einzelzimmer beziehen zu wollen. Das wäre ja ok auch wenn sie dafür nie bezahlt hatte, aber kann man ja den Zimmergenossen auch mal vorher einweihen. Zumal das Problem war, dass für mich jetzt kein Zimmer mehr frei war. Mareille war das augenscheinlich egal, positive unterstellt hat sie es vielleicht bis heute nie mitbekommen. Arschloch war auch zufrieden, hatte ja dismal ein großes Zimmer für sich alleine – Marc sein Zimmergenosse war ja bereits wieder in Deutschland – mit Blick auf die Berglandschaft.
Zwangsweise schluckte ich wieder mal die Kröte ein letztes Zimmer a la Besenkammer zu akzeptieren. Meine Bitte an der Rezeption, dass das Zimmermädchen wenigstens nochmal saugen möge, wurde zwar abgenickt, aber nicht umgesetzt. Auch für Wngda und Bikas gab es nur noch ein kleines Notzimmer, so dass sie ihr Gepäck in meinem Zimmer lassen durften. War auch schon egal!
Nachdem das nun auch schon geklärt oder nicht geklärt war, begaben wir uns auf einen knapp 2stündiger schöner Spaziergang mit Wngda, Bikas, Michael und Franzi durch die Teeterrassen. Welch schöne Terrassenlandschaft und welch vergnüglicher Nachmittag.
Meine Beine waren immer noch dick, Bläschen an allen Zehen, drum Pflaster an fast jedem Zeh, ich schlurfte mit offenen Turnschuhen herum.
Nervig die spätere Diskussion in der Gruppe, ob wir noch länger in Ilam und Umgebung würden bleiben wollen oder nicht, zumal wenn sich die Meinung einzelner mal so und mal anders von Minute zu Minute von Bleiben zu abreisen ständig änderte. Ich konnte nur nich die Augen verdrehen. Lagerkoller! Gott sei Dank platzte Bikas irgendwann der Kragen und er entschied, dass wir alle gemeinsam am frühen Nachmittag nach Kathmandu zurückfliegen würden. Angeblich gäbe es nur noch 5 Flugtickets, so dass im Notfall nur wir Touris im Flugzeug zurückkehren würden und die beiden Guides per Bus. Genaueres würde sich kurzfristig vor Ort ergeben.
Dafür war wenigstens das Abendessen lecker, die 2 Bier schön kühl.
Zusammen mit Franzi und Michael schlenderten Bikas und ich noch durch das nächtliche Ilam. Er mal wieder auf der Suche nach einer Reparaturmöglichkeit für sein Handy, wir auf der Suche nach vielleicht doch noch ein paar Souvenirs. Hängen blieben Tee, ein Pfännchen zum Kochen von Masalatee, Gewürze und ein bunter kleiner Schemmel, auf dem ich jetzt oft abends im Wohnzimmer sitze, wenn mal wieder auf unserem großen Sofa kein Platz für mich frei zu sein scheint.
Zurück im Hotel fielen mir dann auch rasch nach einer kurzen warmen Dusche die Augen zu. Ärmliches Zimmer, aber wenigstens schnarchfrei.
12.04.2019
Heute Morgen gab es zumindest ein leckeres Frühstück mit Ananasstückchen und Wassermelone, leckerem Gingertee und Lassi, frischen Brötchen und Craussants. Beim Warten vor dem Hotel Summit wurde selbst ein dort friedlich herumspazierender armer Truthahn nicht vom großen Arschloch in Frieden gelassen und auf dem Platz herumgescheucht.
Alle zusammen brachen wir zu einem erneuten kurzen Spaziergang Mahananda Marg, Ilam auf. Manche wollten sich noch “Teesouvenire” kaufen. Bikas und ich sonderten uns von der Gruppe ab. Statt Teesouvenirjagd gönnten uns einen köstlichen Koknut Juice in einem kleinen Lädchen schräg gegenüber vom Hotel. Die freundliche Inhaberin zeigte uns einen großen Topf voll frischer Fische. Wäre es nicht erst morgens 10.00 Uhr gewesen, hätte sie uns bestimmt etwas Leckeres kochen dürfen.
Gegen 12.00 Uhr ging es verteilt auf zwei supermoderne, geräumigen Jeeps mit bequemen Ledersitzen über Fikkal, Suryodaya – wo wir Planen zum Schutz unserer Taschen auf dem Dach des Jeeps gegen den Regen kaufen mussten- direkt zum Bhadrapur Airport. Die Wartezeit verbrachten wir erst bei einer kühlen Cola und einem kleinen Imbiß vor dem Flughafen. Die Wartehalle war fast leer. Sehr merkwürdig, dass es vorerst nur 5 Flugtickets gegeben hatte…Ob Bikas nun mitfliegen durfte oder nicht, bedurfte noch einigem Hin- und Her mit der Reiseagentur.
Letztlich durfte er freudestrahlend mit, so dass unsere Yeti Airlines, Flug Nr. 926 in einer Minipropellermschine zu siebt abhob. Ich hatte einen Einzelsitzplatz am Fenster und endlich etwas Ruhe. Das Wetter war wieder leicht nebelig, aber zumindest regenfrei.
Zurück im International Guesthouse wurde Norbert, der eine Woche nach uns doch noch in Kathmandu angekommen war, mit den “Problemen” auf dieser Tour überfallen. Leider hatte ich das Gefühl, dass er in dieser Situation etwas überfordert war. Marion und Tom waren plötzlich auch da und sehr verwundert, dass man auf sie sauer war, weil sie sich einfach so – geregelt über ein paar hinterlassene Zeilen- einfach so aus dem Staub gemacht hatten.
Ich verzichtete genervt auf das vorgeschlagene Gruppen-Abendessen auf der Terrasse des International Guesthoues.
Stattdessen zog ich es vor, fernab meiner Trekkinggruppe Wngda und Bikas in einem kleinen Biergarten in Thamel zum Abendessen einzuladen aus Dank für ihren unermüttlichen Einsatz auf diesem Trek der etwas anderen Art in einer inhomogenen Trekkinggruppe. Während die beiden Jungs sich gebratene Nudeln mit Hühnchen bestellten, freute ich mich über meinen Hamburger. Dazu jeder ein kühles Bierchen hatten wir zu dritt einen recht vergnüglichen Abend.
Als ich bereits schlief, torkelte Mareille nachts gegen 1:00 Uhr lautstark ziemlich betrunken in unser Zimmer.
Beim gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen erzählte sie, wie seltsam es war, das ich so fest geschlafen hätte. Noch verwunderter war sie, als ich ihr widersprach, ich wäre natürlich wach geworden. Der Lärm, den sie veranstaltet hatte, war unüberhörbar gewesen. Sie hatte nachts noch Wiskey mit ihrem neuen Freund dem Arschloch und Norbert auf dessen Zimmer getrunken. Was hätte ich nachts mit einer Betrunkenen diskutieren wollen?!
13.04.2019
Umso eifriger und wild entschlossen packet Mareille am Morgen Ihre sieben Sachen, sie wolle sofort hier weg, sprich nach Hause, der Reiseveranstalter hätte ihr den vorzeitigen Heimflug zu bezahlen, die ganze Tour wäre eine Katastrophe gewesen und schlecht organisiert, die Guides unerfahren und unmöglich, sie hätte viel mehr und viel höher wandern wollen und das schneebedeckte Pässe nicht zu durchqueren gewesen wären, wäre auch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Was soll ich sagen, rund 2 Stunden später war sie wieder da. Plötzlich war alles ganz anders und sie wollte die letzten 5 verbleibenden Tage wie Franzi und ihr Anhängsel Michael in Pokara im gleichen Hotel verbringen, beteuerte aber immer wieder, sich niemandem aufdrängen zu wollen. Keine Ahnung, vielleicht war die Welt jetzt plötzlich wieder rosarot?
Ich wiederum registrierte das unkoordnierte Treiben mit einem gewissen Amüsement. Mein Plan stand bereits fest. Bikas und ich hatten zwischenzeitlich vereinbart, die verbleibenden Tage noch gemeinsam wegzufahren. Gruppe ade, aber vor allem arschlochfreie Zeit!
Nach einem wie immer reichlichen Frühstück auf der Terrassse des International Guesthouses durfte ich mich Norbert, einer vierköpfigen Mädelsgruppe, der auch Viola angehörte und Reiner und Tochter Katharina, die ich schon am Nürnberger Flughafen auf dem Hinflug kurz kennengelernt hatte, zu einem Spaziergang durch Kathmandu anschließen.
Zunächst ließen wir uns durch die Sträßchen Tamals treiben, die ich schon gut kannte. In einem kleinen Laden kaufte jeder Mandalas, so auch ich zwei Stück. Um so überraschter war ich, welche Ecken Kathmandus ich bisher noch gar nicht gekannt hatte.: der Kathesimbu Stupa Straße Pachen Galli, Yapikhya Marg, Yekikaran Sadak
Weiter ging es vorbei an schachspielenden Männer zum Fisch-, Obst-und Gemüsemarkt, zu diversen Lassiständen, Gewürzständen, Messer- und Stoffhändlern, vorbei an diversen kleinen und größeren vor allem Hindu-Tempeln mit davor brennenden Ständern mit Kerzen bzw. Teelichtern sowie Stein- und Bronzeskulpturen. Die Kamera stand nicht mehr still. In kurzer zeit so viele neue andere Eindrücke voller Gegensätze im Vergleich zu den Tagen davor in der nahezu ruhigen Bergwelt.
Zurück genehmigten wir uns ein spätes Mittagessen auf der Terrasse des International Guesthouses. Auf der Liege dösend oder lesend schaute ich Viola später bei ihren Yogaübungen zu.
Am frühen Abend kehrte Bikas wieder ins Guesthouse zurück bzw. entführte mich in ein saalartiges Restaurant in Yekikaran Sadak. Traditionell aßen wir Dal Bath, tranken Bier bzw., Apple Cider und Roksi. Gekrönt wurde das ganze mit einer Show Einlage und einem Tanz zum Mitmachen. Logisch, dass Bikas mich zum Mittanzen nötigte, während er das ganze filmte.
Danach trafen wir Reinhard, Kathrin und die vier Mädels erst auf einen Cocktail. Dannach ging es noch in eine Kneipe - in Narsingh Chowk Marg 4466- mit Lifemusik auf ein Bier. Hier gab es doch tatsächlich Warsteiner Bier! Es herrschte das Prinzip: Kauf 2, dann ist das Dritte Bier umsonst. Lohnte sich für uns als Gruppe fürwahr! Müde fie lich ins Bett. Das war ein für wahr gelungener Tag gewesen.
14.04.2019
Nach dem obligatorischen Frühstück auf der Terrasse des International Guesthouses marschierte ich bewaffnet mit Kamera und Handy noch in Hotel Nähe durch Tamel. In einem urigen Souvenirshop gegenüber des Guesthouses erstand ich ein paar Kleinigekeiten und zwei Armbänder mit Steinchen, die ich seitdem nicht mehr abgenommen habe.
Gegen Mittag Verabschiedung von Norbert, Prasanta, Govinda und Harri.
Fahrt zusammen mit Bikas mit kleinem Gepäck per Jeep nach Nagarkot. Nargakot ist ein kleiner, etwa 3.500 EInwohner zählender, Ort im Distrikt Bhaktapur, rund 32 km östlich von Kathmandu und rund 14 km nordöstlich der Stadt Bhaktapur.
Ich hatte als Unterkunft das kleine Hotel “The End of the Universe” ausfindig gemacht. Am Ortsende gelegen ist es eine kleine Oase der Ruhe an einem Hang neben dem Shiva Tempel mit einer großen Terrasse mit einer schönen Aussicht.
Wir genossen ein leckeres Abendessen mit Pommes, Chicken Wings, Dal Bath, Mangolassi. und einem kühlen Bier und quatschten viel ehe ich zufrieden und müde ins Bett fiel.
15.04.2019
Oh welch ein leckeres Frühstück mit Toast, Rührei und Lassi konnten wir auf der Hotelterrasse genießen. Den Hang hinunter marschierten wir zunächst zum Aussichtsturm von Nagarkot. Leider war es nebelig, so dass es keine so gute Fernsicht gab, obwohl ich den wackeligen Turm, der mehr an einen hohen Jägerstand aus Eisen erinnerte, hinaufkrakselte.
Danach lustwandelten wir auf dem Panoramweg von Nargarkot ehe wir uns abends wieder mit einem leckeren Abendessen in “The End of the Universe”.belohnten.
16.04.2019
Nach wieder einem so leckeren Frühstück wie tags zuvor hieß es Rechnung begleichen. Dann Marsch zu Fuß in die Stadtmitte von Nagarkot. Gentleman Bikas ließ es sich nicht nehmen mein Gepäck zu schleppen, obwohl mir das mehr peinlich als recht war. Selbst ist die modern Frau!
Erst mit dem Bus ging es holterdipolter über Bhaktapur und später per Taxi Richtung Balthali Eco Hill Resort (www.balthaliresort.com)
Die kleine Siedlung des Dorfes Balthali liegt in 1.730 Metern Höhe auf einem Plateau, gleich hinter Panauti, grob 40 km von Kathmandu entfernt. Das Dorf liegt an der Kreuzung der Flüsse Roshi und Ladku. Nur dass der Taxifahrer den Weg nicht genau gekannt hatte und uns viel zu früh aus dem Taxi geworfen hatte, so dass wir rund eine halbe Stunde mit Sack und Pack auf sandigem Weg umherirrten, bis wir doch noch an unser Ziel gelangten.
Dieser außergewöhnliche Weiler befindet sich inmitten einer typischen nepalesischen Landschaft mit terrassierten Reisfeldern und ockerfarbenen strohgedeckten Bauernhäusern. Wäre da nicht wieder der Nebel hätten wir die schneebedeckten Gipfeln von Dorjee Lhakpa und Langtang im Norden gesehen, so konnte Biks mir nur davon erzählen… nach dem Motto da hinten wäre jetzt dies und das.
Die Region ist dicht bewaldet. Bunte Rhododendron-, Mangolien- und Sal-Bäume bedecken den Hügel, der wellig ist und sich zu Terrassenfeldern öffnet. Viele der heiligen und alten Tempel und Klöster wie Namo Buddha, Indreshwar Mahadev Tempel und Brahmayani Tempel befinden sich in dieser Region.
Genau der richtige Ort für Naturliebhaber und zum Chillen, Buch lesen auf der Isomatte, ein nachmittagliches kühles Bierchen genießen, den Herrgott Herrgott sein lassen. Zum Abendessen gab es leckeres Hühnchen, das wir uns auf dem Weg durch den hinteren Garten des Hausherren selbst lebendig ausgesucht hatten. Tja so ist das nun mal!
17.04.2019
Vom leckeren Frühstück im Freien mit herrlichem Blick auf die Berglandschaft. Omlett, warmen Croissants, Zwiebeltomaten, Tee konnte ich nur schwärmen.
Leider merkte ich zu spat, dass in meiner späteren Cola Eiswürfel gewesen waren. Die Strafe folgte auf dem Fuße, denn rund 1-2 Stunden später ging es mir urplötlich hundeelend. Statt Chillen auf der Wiese schlich ich in mein Bett bzw. rannte stellenweise Richtung Toilette. Die eingeworfenen Kohletabletten sausten offenbar nur so durch.
Dokor Bikas lies sich dennoch nicht davon abhalten, mir eine “Kanne” heißen Roksi, diesen hausgebrannten Reis-bzw. Hirseschnaps einzuflösen. Altes Hausmittel in solchen Fällen meinte er! Kaum in mir, wurde mir zum einen irre heiß, zum anderen war mir nun sowas von schlecht, dass nichts mehr in mir blieb. Bikas blieb nur ein schlechtes Gewissen.
Zumindest konnte ich jetzt schlafen. Für mich war es wie Tiefschalfphase als er auf einmal in mein Zimmer stürmte nach dem Motto, am Tag drauf erst wie geplant zurück nach Kathmandu zu kehren würde nicht funktionieren, da am Tag drauf irgendwelche militärischen Paraden in der Hauptstadt stattfinden würden, eine Fahrgelegenheit demzufolge am Folgetag nicht zu bekommen wäre.
Wenig begeistert, schwach auf den Beinen und immer noch speischlecht ließ ich mich zum Taxi führen. Meine einzige Bedingung war, wann immer ich Stop anzeigen würde, müsste das Taxi augenblicklich anhalten, sonst könne ich für nichts garantieren. Irgendwie schaffte ich es mit nur einer Pinkelpause für alle durchfall- und spukfrei nach Kathmandu zu gelangen. Dafür war meine Nacht eher schlaflos und mit vielen Gängen Richtung Klo verbunden.
18.04.2019
Während nepalesische Männer zu jeder Tageszeit Dal Bath essen können, begügte ich mich heute morgen mit dem Zugucken und trank nur eine Cola. Ich war ja schon froh, dass es mir wieder besser ging. Das wollte ich nicht erneut aufs Spiel setzen.
Stolz führte mich Bikas frisch gestärkt zur “Pranjali World School”im Stadtteil Basantanagar, die sein 13-jähriger Sohn besucht. Es ist eine kostenpflichtige Art Privatschule. Der Direktor Suraj Pokhrel war total nett, sprach sehr gut Englisch, hatte auch schon Europa z.t. bereist und führte uns auf dem ganzen Schulgelände herum. Natürlich wurden mir auch die Schultests gezeigt, den mit Stolz durfte Bikas sagen, dass sein Sohn ein sehr guter Schüler ist.
Via WhatsApp hatte ich mit Franzi vereinbart, dass wir uns um 14.00 Uhr im Kinderheim “NewNepal Society Center”, welches die Hilfsorganisation Himalaya Friends finanziell und in Taten mit unterstützt, treffen würden. Zurück aus Pokhara wollte Mareille spontan mit ins Kinderheim und funkte mich von unterwegs an wegen “Mitkommens”.
Bewaffnet mit der Laptopspende für das Kinderheim ließen wir uns per Taxi zum Kinderheim im Ortsteil Baneshwor von Kathmandu kutschieren.In diesem Waisenhaus leben und lernen derzeit rund 40 Jungs und 16 Mädchen. Je 4-6 Kinder teilen sich ein Zimmer.
Während die Kinder folgsam wie die Orgelpfeifen der Größe nach aufgeteilt in Mädchen und Jungs in einer Schlange standen,sortierten Michael, Franzi und ich erst und verteilten dann die mitgebrachten T-Shirtkleiderspenden von Greuther Fürth und unsere eigenen Kleiderspenden ebenso wie kleine Spielsachen und Luftbalons. Also von dieser an Demut grenzenden Freude und Disziplin müssten sich unsere Schulkinder in Deutschland eine Scheibe abschneiden!
Am späten Nachmittag Verabschiedung von Bikas: Vielen Dank mein Freund, wir bleiben in Kontakt und danke für alles!
Abends Abschiedsabendessen mit Prasanta, Govinda und Hari. Kein Risko eingehend tauschte ich mein Abendessen mit einem zweiten kühlen Bier. Flüssigkeit musste ich ja schließlich aufholen. Zurück im Guesthouse hieß es geschickt Koffer packen, um alle Habseligkeiten gut unterzubringen.
19.04.2019
Zusammen mit Mareille und dem großen Arschloch brachte Hari uns nach dem Frühstück und gemeinsamem Gruppenfoto zum Flughafen. Dortt hieß es auch von ihm Abschied nehmen.
Mareille und das große Arschloch sonderten sich direkt nach der Verabschiedung von Hari ab ohne auf Wiedersehen zu sagen. Das nennt man mal Stil!
Mein geplanter Rückflug mit Flug 727 mit A333 war um 12.30 Uhr. Knapp 2 Stunden später tatsächlicher Check In. Aufgrund dieser erheblichen Verzögerung war klar, dass eine Zwischenübernachtung in Istanbul erfolgen würde. Mich Norberts Worte erinnernd konnte ich unter diesen Umständen eine Umbuchung auf Flug direkt von Istanbul nach Nürnberg erwirken.
Später erfuhr ich den Grund der Verzögerung: Das Bodenpersonal hatte gestreikt.
Trotz alledem hatte ich einen kurzweiligen Flug und wieder eine supernette Sitznachbarin aus Amsterdam. Was soll ich sagen, wir schreiben noch ab und zu…
Gegen 19.00 Uhr Abends Landung auf dem neuen Istanbul Airport. Um diese Uhrzeit wäre ich eigentlich normalerweis ein München gelandet…Kurz informierte ich zu Hause über die veränderte Situtation .
Der Istanbul Airport ist wirklich ein sehr großer Airport. Selbst die Mitarbeiter des Airports kannten sich größtenteils noch nicht aus.
Früher oder später landete ich dann in dem Bereich, wo man sich für die Zwischenübernachtung registrieren lassen konnten. Während wir so alle auf die Hoteleinteilung warteten, sprach mich ein Mann in meinem Alter an. Er stelle sich als Uli aus ursprünglich Berlin vor, lebt aber jetzt bei Michigan. Die Chemie stimmte auf Anhieb. Als er mir seinen Beruf verriet, musste ich erst mal lachen: Ingenieur. Irgendwie lerne ich immer Ingenieure kennen. Offenbar schwirren die nur so rum.
Per Bus ging es ins Mecure Istanbul Altunizade Hotel, welches ca. eine Dreivirtelastunde vom Flughafen entfernt lag.Das Einchecken allerdings dauerte ziemlich lange. Alle waren ziemlich müde.
Wir erhielten auch einen Gutschein für ein kostenloses, büffetartiges Abendessen,mussten uns aber beeilen, da das Restaurant eine halbe Stunde später schloss. Totmüde fiel ich ins Bett, nicht ohne Uli noch einen guten Flug nach Berlin zu Familie und Freundin zu wünschen.
20.04.2019
Morgens um 4.00 Uhr früh hieß es aufstehen.
Beim Verlassen des Hotels vor dem Aufzug noch ein Erlebnis der besonderen Art: Während ich auf den Aufzug nach unten warte, erschien plötzlich das große Arschloch hinter mir und schnappte sich wortlos vor mir den gerade ankommenden Aufzug weg. Eins ums andere Mal ohne Worte! So kann man gewollt auch als letzte Begegnung in Erinnerung bleiben.
Reibungsloser Transfer zum Flughafen. Sicherheitskontrolle, Passkontrolle und Gepäckaufgabe brachte ich schnell und reibungslos hinter mich. Im wirklich imposant wirkenden Duty Free Bereich erstand ich sogar noch einen Keramikuntersetzter und ein kleines Büchlein.
Frühstück gab es später im Flieger, der Gott sei Dank planmäßig um 8:15 Uhr abhob.
Eigentlich hätte ich ja gestern um 17.50 Uhr erst in Istanbul und mit Flug TK1637 ab dort um 19,35 Uhr um 21.20 Uhr in München landen sollen.Stattdessen nun Landung um 10:05 Uhr bzw nach deutscher Zeit kurz nach 11 Uhr in Nürnberg.
Positive Begleiterscheinung des Umwegs bzw. der Verzögerung: Mein Mann und meine jüngere Tochter Eva holten mich ab.
Es ging direkt weiter zum Fränkischen Mittagessen “Bratwürste mit Kraut und Brot” ins “Land in Sonne” und zum Fußballspiel - 30. Spieltag - im Ronhof Greuther Fürth gegen 1 FC. Union Berlin, das unentschieden 1:1 ausging.
Franken hatte mich für die nächsten knapp 4 Monate wieder, dann würde ich mit der Familie in den Sommerurlaub nach Bali fliegen.